Rassismuskritisches Glossar
Im Folgenden wollen wir kurz erklären, warum wir wie bestimmte Begriffe benutzen:
*Wen meinen wir eigentlich, wenn wir von Mädchen* mit Migrations-/Fluchtgeschichte bzw. Rassismuserfahrungen sprechen?
Wir meinen alle jungen Menschen, die sich weiblich positionieren, ganz egal mit welchem Geschlecht sie geboren wurden. Mädchen* eben.
Und, wir meinen Mädchen*, die aufgrund ihrer Religion, Aussehen, Herkunft, Migration und/oder Fluchterfahrungen benachteiligt werden, also rassistische Erfahrungen machen müssen.
Migrationsgeschichte kann bedeuten, dass du als Mädchen* selbst von einem anderen Land nach Deutschland gekommen bist oder eben deine Eltern. Eigentlich hat jeder Mensch Migrationsgeschichte, da Menschen und ihre Vorfahren schon immer in der Welt migriert sind. Aber nicht jeder migrierte Mensch macht Rassismuserfahrungen. Es gibt also eine Unterscheidung von Menschen, die Rassismuserfarungen machen und Menschen, die Migrationsgeschichte haben.
Wir benutzen die Begrifflichkeit "Mädchen* of Color" und meinen damit Mädchen* und junge Frauen*, die sowohl Migrations-/Fluchtgeschichte als auch Rassismuserfahrungen machen.
*of Color/ BIPoC: BIPoC ist die Abkürzung von Black, Indigenen und Personen Of Color. Der Begriff ist eine politisch korrekte und selbstgewählte Eigenbezeichnung von Menschen, die Rassismuserfahrung machen. BIPoC ist ein wichtige Selbstbeschreibung da er die benachteiligte Position von Rassismusbetroffenen in einem ungleich verteilten und rassistischen Machtverhältnis beschreibt. Theoretisch zählt die Schwarze und Indigene Community zu der Begrifflichkeit PoC, also People of Color. Da die Schwarze und Indigene Community jedoch zwei stark von Rassismus betroffene Gruppen sind, soll durch ihre zusätzliche Nennung mehr Sichtbarkeit für ihre Kämpfe entstehen.
*Rassismuserfahrungen: Menschen, die Rassismuserfahrungen machen, werden körperliche/ soziale/ kulturelle Eigenschaften aufgrund ihres Aussehens, ihrer Herkunft oder ihrer Religion zugeschrieben. Diese Zuschreibungen sind Stereotype, die mit der konstruierten Rassentheorie gesellschaftlich und historisch entstanden sind und sich in unseren Gedanken, Strukturen und Systemen verfestigt haben. Rassistische Stereotype sind abwertend, exotisierend oder ausgrenzend. Rassismusbetroffene Menschen werden in einer weißen Mehrheitsgesellschaft als "anders" bzw. nicht zugehörig markiert und erleiden alltäglich (zB auf der Straße), strukturell (zB in der Schule, Ausländer*innebehörde) und systematische Benachteiligungen.
*weiß: Die Bezeichnung "weiß" bzw. "Weißsein" bezieht sich nicht auf die Hautfarbe der Menschen, sondern ist ein soziales und politisches Konstrukt. Mit "Weißsein" wird eine Position in unserer Gesellschaft beschrieben, die sehr privilegiert ist (zB deutscher Reisepass, deutsche Sprache, Aussehen und Religionsausübung, die in Deutschland akzeptiert sind) und somit auch viel Macht ausüben kann (zB wem wird geglaubt? wer wird bevorzugt? wer bekommt den Job/die Wohnung?) .
*Rassismuskritik bedeutet für uns, Rassismen und rassistische Strukturen zu erkennen, offenzulegen, zu reflektieren und zu verändern. Mit unserer rassismuskritischen Arbeit möchten wir Hierarchien und ungleichen Machtverhältnissen entgegenwirken. Unser Ziel ist dabei, unsere Vision von Gleichberechtigung, Solidarität und sozialer Gerechtigkeit ein Stück näher zu kommen.
*Schreibweise Sternchen*: das * nach "Mädchen*" soll darauf hinweisen, dass Geschlechter konstruiert sind und es mehr als das weibliche oder männliche Geschlecht gibt. Die Abkürzung FINTA bezeichnet zB Menschen, die weiblich (F für Frauen*), inter, non-binär, trans oder agender sind. Durch das * soll eine geschlechtliche Vielfalt sichtbar gemacht und auf die Konstruierung hingewiesen werden.
Mit dem Sternchen nach Mädchen* oder junge Frauen* meinen wir alle, die sich als weiblich positionieren und auch so von Anderen wahrgenommen werden möchten - ganz egal, welches Geschlecht ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde.
*cis: wer sich cis-weiblich oder cis-männlich positioniert, gibt preis, dass sie/er sich mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht identifiziert, also damit okay ist. Oft beschreiben sich Menschen als Cis (zB in Instagram), um sich solidarisch zu zeigen mit Menschen, die sich nicht cis, aber dafür zB trans oder non-binär beschreiben.
Zum Nachlesen: